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Rhythmuschirurgie

Ein gesundes Herz schlägt durchschnittlich mit einer regelmäßigen Frequenz von rund 60 bis 80 Schlägen pro Minute. Beim Fußballspielen, Fahrradfahren, Joggen oder bei anderen Anstrengungen steigt die Herzschlagrate auf bis zu 200 Mal pro Minute. Der Herzrhythmus ist dabei jedoch weiterhin regelmäßig. Mit der steigenden Frequenz erhöht sich auch die Pumpleistung des Herzens.

Vorhofflimmern

Eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen ist das Vorhofflimmern. Dabei zucken die Vorhöfe des Herzens mit einer Frequenz von 400 bis 600 Mal pro Minute. Dadurch sind sie nicht mehr in der Lage, das Blut in die Herzkammern zu pumpen. Der Herzschlag ist unregelmäßig und kann, wie in den meisten Fällen, deutlich schneller werden. In seltenen Situationen wird er aber auch zu langsam.

Abb. EKG mit Vorhofflimmern

Unter den Herzrhythmusstörungen ist das Vorhofflimmern die häufigste Form. Derzeit leiden in Deutschland mehr als 600.000 und rund 5,5 Millionen Menschen weltweit unter dieser Erkrankung. Es wird prognostiziert, dass sich diese Zahl in den nächsten 20 Jahren verdoppeln wird. Je älter ein Mensch ist, desto größer ist das Risiko für Vorhofflimmern. Rund drei Prozent der 60-jährigen und zirka acht Prozent der 80-jährigen Menschen sind von dieser Form der Herzrhythmusstörung betroffen.

Das Vorhofflimmern kann ohne erkennbare Ursache auftreten. Bekannt sind allerdings folgende Risikofaktoren: Bluthochdruck, Herzmuskelschwäche, eine Verengung der Herzkranzgefäße und Zuckerkrankheit. Menschen mit hohem Blutdruck haben ein zweimal höheres Risiko an Vorhofflimmern zu erkranken als Personen mit normalen Blutdruckwerten. Jeder zehnte Patient, der am Herzen operiert wird, hat Vorhofflimmern. Die Krankheit kann sich verschiedenartig bemerkbar machen.

Die Symptome für Vorhofflimmern sind vielfältig. Müdigkeit oder Schwindel, Kurzatmigkeit und auch ein spürbarer Herzschlag oder Herzrasen können Anzeichen dafür sein.

Während des Vorhofflimmerns können sich die Vorhöfe des Herzens nicht wie normalerweise zusammenziehen und das Blut in die Herzkammern pumpen. Die Reizleitung in die Herzkammern erfolgt damit nicht geordnet, sondern ungeordnet. Das birgt verschiedene Gefahren.

Schlaganfall

Durch den Blutstau in den Vorhöfen können sich dort Blutgerinnsel bilden. Besonders davon betroffen ist das linke Herzohr, eine von zwei Ausstülpungen an den Vorhöfen. Jedes Gerinnsel kann beim Ablösen von der Vorhofwand mit dem Blutstrom in die Hände oder Beine wandern und dadurch eine Minderdurchblutung der Extremitäten oder - im schlimmeren Fall - im Gehirn verursachen. Das führt unmittelbar zu einem Schlaganfall.  

Etwa 30 Prozent aller Schlaganfälle sind auf Vorhofflimmern zurückzuführen. Ein Schlaganfall kann schwerwiegende Folgen haben, wie beispielsweise Lähmungen oder Einschränkungen der Sprachfähigkeit. Bei Patienten über 75 Jahren ist die Erkrankung die häufigste Ursache für einen Schlaganfall. Bei diesen Personen ist das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, um das Drei- bis Fünffache erhöht.

Einschränkung der Herzleistung

Eine weitere Gefahr ist die Veränderung des normalen Reizleitungssystems. Dieses System besteht aus verschiedenen spezialisierten Herzmuskelzellen, den sogenannten Schrittmacherzellen. Sie leiten die elektrischen Impulse weiter und veranlassen so den Herzmuskel, sich rhythmisch zusammenzuziehen.   Das Vorhofflimmern kann zu einem unregelmäßigen, häufig deutlich schnelleren Herzschlag und damit zu einer irregulären Erregung der Herzkammern führen. Das kann, auch in Zusammenhang mit einer durch die fehlende Vorhofkontraktion verminderten Füllung der Herzkammern, zu einer verminderten Auswurfleistung des Herzens führen. Zu wenig Blut kommt in den Kreislauf. Eine Herzinsuffizienz kann die Folge sein, bei der zu wenig sauerstoffgesättigtes Blut in den Körper gepumpt wird.

Medikamentöse Behandlung des Vorhofflimmerns

Die Therapie der Wahl bei Patienten mit Vorhofflimmern erfolgt in erster Linie mit Medikamenten. Um das Risiko für Blutgerinnsel in den Vorhöfen zu reduzieren, muss das Blut mit Hilfe von Tabletten verdünnt werden. Diese Behandlung bedeutet eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität. Die Patienten haben eine vermehrte Neigung zu spontanen Blutungen oder sie leiden unter Haarausfall.  Deshalb müssen die Blutwerte regelmäßig kontrolliert werden. Außerdem werden meist Medikamente zur Verlangsamung der Herzfrequenz eingesetzt.

Behandlung des Vorhofflimmerns mittels Katheter

Wenn Medikamente das Vorhofflimmern nicht oder nicht dauerhaft beseitigen, wird ein Eingriff mittels Katheter empfohlen. Dabei wird das Vorhofgewebe mit dem Katheter verödet. Dieser wird in der Regel über die Leistengefäße in den Körper eingeführt. Die Erfolgsrate bei Patienten mit anfallsartigem Vorhofflimmern liegt bei diesem Eingriff bei rund 80 Prozent.  

Bei Patienten mit anhaltendem Vorhofflimmern führt diese Methode meist erst nach einem zweiten Eingriff und nur noch in 50 Prozent der Fälle zum Erfolg. Wenn auch das ohne positives Ergebnis bleibt, kann eine operative Behandlung des Vorhofflimmerns erfolgen. Wird bei Betroffenen aus einem anderen Grund eine Herz-Operation durchgeführt, wird eine operative Behandlung des Vorhofflimmerns empfohlen.

Chirurgische Behandlung des Vorhofflimmerns

Die erste chirurgische Behandlung des Vorhofflimmerns wurde im Jahr 1987 erfolgreich von James L. Cox durchgeführt. Der Eingriff, die sogenannte Maze-Operation, bestand aus verschiedenen Schnitten an beiden Vorhöfen, um Narben zu erzeugen. Diese Narben beseitigen die Herzrhythmusstörung. Heute werden die Narben nicht durch Schneiden und Nähen, sondern durch Verödung, durch die Ablation, erzeugt.

Bei allen Patienten, die am Herzen operiert werden und bei denen vorher ein Vorhofflimmern besteht, führen wir üblicherweise eine Maze-OP durch. Ist der linke Vorhof allerdings größer als 50 Millimeter findet dieser Eingriff nicht statt. Als Energiequelle zur Vorhof-Verödung verwenden wir Radiofrequenzgeräte und Kryogeräte, bei denen das Gewebe durch extreme Kälte zerstört wird. Diese Kryogeräte werden verwendet, wenn der linke Vorhof im Rahmen der geplanten Herzoperation eröffnet wird. Mit dem Radiofrequenzgerät kann das Vorhofgewebe von außen verödet werden.  

Die Erfolgsraten nach der chirurgischen Verödung liegen bei anfallsartigem Vorhofflimmern bei etwa 90 Prozent und bei anhaltendem Vorhofflimmern bei rund 70 Prozent. Zusätzlich wird das linke Herzohr als Hauptgefahrenquelle für Blutgerinnsel chirurgisch ausgeschaltet, um somit das Risiko für einen Schlaganfall zu minimieren.  

In fünf bis zwölf Prozent der Fälle kommt es nach der Maze-OP zu bradykarden Herzrhythmusstörungen, bei denen durch eine Störung des Reizleitungssystems der Herzschlag verlangsamt ist. Dann wird das Einsetzen eines Herzschrittmachers notwendig. Selten kommt es zu einem Vorhofflattern. Das kann wiederum durch eine Verödung mittels eines Katheters im rechten Vorhof therapiert werden.    

Mindestens drei Monate nach der Operation sollten die Blutverdünnungsmittel auch weiterhin eingenommen werden. 

Abb. Endokardiale Ablation mit Kälte

Zusätzlich wird das linke Herzohr als Hauptgefahrenquelle für Blutgerinnsel chirurgisch ausgeschaltet, um somit das Risiko für einen Schlaganfall zu minimieren.

Abb. Verschluss des Vorhofohrs mit einem Clip

Abb. Verschluss des Vorhofohrs von innen mit einer Naht

In ca. 5–12% der Fälle kommt es nach der Maze-OP zu bradykarden Herzrhythmusstörungen, aufgrund derer die Anlage eines Herzschrittmachers notwendig wird. Selten kommt es zu Vorhofflattern. Dies kann durch kathetergestützte Ablation im rechten Vorhof therapiert werden.  

Eine Fortführung der Einnahme von Blutverdünnungsmitteln empfehlen wir für mindestens bis 3 Monate nach der Operation.

Ihre Ansprechpartner

PD Dr. Bartosz Rylski
E-Mail: bartosz.rylski@uniklinik-freiburg.de

PD Dr. Wolfgang Bothe
E-Mail: wolfgang.bothe@uniklinik-freiburg.de

Sekretariat
Beate Oberschild
Telefon: +49 (0)761 270-28810
Telefax: +49 (0)761 270-23680